Supermarktketten meiner Kindheit: Comet, Desuma und Deutscher Supermarkt in den späten 70ern und 80ern
Die Erinnerungen an die Einkaufsausflüge unserer Kindheit wecken häufig nostalgische Gefühle. Die späten 70er und 80er Jahre waren eine Zeit des Umbruchs im deutschen Einzelhandel – zwischen traditionellen Tante-Emma-Läden und dem Aufkommen der ersten modernen Supermärkte. Drei Namen, die in dieser Zeit eine besondere Rolle spielten, waren Comet, Desuma und der Deutsche Supermarkt. Diese Ketten prägten die Einkaufserlebnisse vieler Kinder und Familien in Westdeutschland.
## Comet – Der Stern am Supermarkthimmel
Als Kind der 80er Jahre war ein Besuch bei Comet immer etwas Besonderes. Der Name selbst versprach schon Modernität und einen Hauch von Weltraum-Faszination, die in dieser Zeit allgegenwärtig war. Die Filialen waren für damalige Verhältnisse großzügig gestaltet und hell beleuchtet – ein deutlicher Kontrast zu den oft dunklen und engen Lebensmittelgeschäften früherer Zeiten.
Was Comet auszeichnete, waren die für die damalige Zeit beeindruckenden Produktregale mit einer für deutsche Verhältnisse ungewohnten Auswahl. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Süßwarenabteilungen, die für Kinderaugen einem Schlaraffenland glichen. Die bunten Verpackungen der ersten Importprodukte aus Amerika wie Kaugummis und Schokoladenriegel stellten eine Verlockung dar, der Eltern nur schwer widerstehen konnten.
Die typischen Einkaufswagen aus Metall mit dem Comet-Logo rasselten über die damals noch neuartigen glatten Fußböden. Das charakteristische Piepen der ersten Scannerkassen, die in den späten 80ern nach und nach die alten Registrierkassen ersetzten, läutet in meinen Erinnerungen das Ende des Einkaufs ein – oft belohnt mit einem kleinen Bonbon von der Kassiererin.
## Desuma – Der regionale Held
Während Comet in manchen Regionen glänzte, war Desuma in anderen Teilen Deutschlands der vertraute Name für den Familieneinkauf. Desuma-Märkte waren typischerweise etwas kleiner als die Comet-Filialen, vermittelten aber eine persönlichere Atmosphäre. Die Mitarbeiter kannten oft ihre Stammkunden und deren Kinder beim Namen – ein Service, der heute selten geworden ist.
Das Markenzeichen von Desuma waren die regionalen Produkte, lange bevor "regional" zum Trend wurde. Als Kind erinnere ich mich besonders an die Backstube, die in vielen Filialen integriert war. Der Duft von frischem Brot und Brötchen zog sich durch den gesamten Laden und machte das Einkaufen zu einem multisensorischen Erlebnis.
Die Desuma-Tüten aus stabilem Papier waren ein Statussymbol im Viertel und wurden zu Hause oft wiederverwendet. Besonders beliebt waren die Sonderaktionen zu Ostern und Weihnachten, bei denen Kinder kleine Geschenke oder Süßigkeiten erhielten – ein Marketing-Konzept, das direkt ins Kinderherz zielte und Eltern zu Stammkunden machte.
## Deutscher Supermarkt – Tradition mit System
Der "Deutsche Supermarkt" stand als Begriff für eine bestimmte Art von Einkaufserlebnis, das zwischen dem traditionellen Einzelhandel und den neueren Supermarktketten angesiedelt war. Diese Läden, die oft unter verschiedenen Namen firmierten, aber ein ähnliches Konzept verfolgten, waren geprägt von deutscher Ordnung und Effizienz.
In diesen Märkten herrschte eine fast militärische Ordnung: Produkte wurden akkurat gestapelt, Preisschilder waren penibel ausgerichtet, und die Mitarbeiter trugen einheitliche, gepflegte Arbeitskleidung. Als Kind empfand ich diese Läden manchmal als etwas streng – das laute Rufen oder Rennen zwischen den Regalen wurde mit missbilligenden Blicken quittiert.
Was den Deutschen Supermarkt auszeichnete, war die Beständigkeit. Man wusste genau, wo man welche Produkte finden würde, selbst wenn man zum ersten Mal eine Filiale betrat. Die ersten Eigenmarken, die günstigere Alternativen zu den bekannten Markenprodukten boten, wurden hier prominent platziert und machten das Einkaufen für Familien mit kleinerem Budget erschwinglich.
Die Tüten des Deutschen Supermarkts waren praktisch und robust, oft in den Farben Schwarz-Rot-Gold gehalten – ein subtiler Hinweis auf die deutsche Herkunft und Qualität der Produkte.
## Das Einkaufserlebnis der 70er und 80er Jahre
Der Einkauf in diesen Supermarktketten der 70er und 80er Jahre unterschied sich grundlegend vom heutigen Einkaufserlebnis:
- **Öffnungszeiten**: Die Ladenschlussgesetze waren streng. Um 18:30 Uhr unter der Woche und 14:00 Uhr am Samstag schlossen die Türen – ein Konzept, das heutigen Kindern kaum zu vermitteln ist.
- **Bezahlung**: EC-Karten waren selten, Kreditkarten wurden meist nicht akzeptiert. Bargeld war König, und das Portemonnaie der Mutter war oft prall gefüllt für den Wocheneinkauf.
- **Verpackungen**: Plastiktüten waren selbstverständlich und kostenlos. Umweltbewusstsein beim Einkaufen steckte noch in den Kinderschuhen.
- **Produktvielfalt**: Im Vergleich zu heute war die Auswahl begrenzt. Ein Supermarkt führte vielleicht drei verschiedene Joghurtsorten statt der heutigen dreißig.
- **Technologie**: Keine Self-Checkout-Kassen, keine Preisscanner für Kunden, keine digitalen Anzeigetafeln. Alles wurde von Hand eingetippt, Preise wurden nachts mit neuen Etiketten ausgezeichnet.
## Was bleibt in Erinnerung
Was von diesen Einkaufserlebnissen der 70er und 80er Jahre in Erinnerung bleibt, ist weniger die funktionale Seite des Einkaufens, sondern die damit verbundenen Emotionen und Rituale:
Die Vorfreude auf einen möglichen kleinen Snack, den man erbetteln konnte. Das Gefühl von Wichtigkeit, wenn man als Kind den Einkaufszettel halten oder im Laden etwas suchen durfte. Die Gespräche mit anderen Familien, die man zufällig traf. Das Warten an der Kasse, umgeben von verlockenden Süßigkeiten, strategisch auf Kinderhöhe platziert.
Diese Supermarktketten – Comet, Desuma und der Deutsche Supermarkt – waren mehr als nur Orte des Konsums. Sie waren Bühnen des sozialen Lebens, des Lernens über Wirtschaft und Werte, und nicht zuletzt Orte, an denen Familien Zeit miteinander verbrachten.
In einer Zeit vor Smartphones und ständiger digitaler Unterhaltung war der gemeinsame Einkauf ein wichtiger Teil des Familienlebens – manchmal lästig, oft aufregend und im Rückblick erstaunlich wertvoll. Die Erinnerungen an das Klappern der Einkaufswagen, das Rascheln der Papiertüten und den Duft frischer Backwaren bleiben ein Teil unserer kollektiven Kindheitserinnerungen aus dieser besonderen Zeit des Wandels im deutschen Einzelhandel.
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