Der große Jahresrückblick 2025: Ein satirischer Abgesang
Oder: Wie wir lernten, die Absurdität zu lieben und den Kopf nicht mehr zu schütteln (Schleudertrauma-Gefahr!)
Meine Damen und Herren, willkommen zum Jahresrückblick 2025 – jenem Jahr, in dem wir kollektiv feststellten, dass die Realität mittlerweile satirischer schreibt als jeder Kabarettist es je könnte. Schnallt euch an, es wird holprig. Oder besser: Macht Lockerungsübungen für die Halswirbelsäule, ihr werdet sie brauchen.
Die große Preisverleihungs-Müdigkeit: Wenn immer die Gleichen gewinnen
Beginnen wir mit dem deutschen Lieblingssport: Preise verleihen! 2025 war ein Rekordjahr – nicht etwa, weil plötzlich neue, unentdeckte Talente gewürdigt wurden, sondern weil wir es geschafft haben, die immer gleichen zehn Leute mit noch mehr verschiedenen Preisen zu überhäufen. Der "Medien-Innovationspreis für herausragende Kreativität im Stillstand" ging an... dreimal dürft ihr raten. Richtig! An die üblichen Verdächtigen.
Man könnte fast meinen, Preisverleihungen seien mittlerweile ein geschlossener Kreislauf: Die Jury besteht aus Preisträgern, die Nominierten sind ehemalige Jurymitglieder, und am Ende gewinnt derjenige, der beim letzten Mal die Laudatio gehalten hat. Es ist wie ein ewiges Staffelrennen, bei dem derselbe Läufer den Staffelstab immer nur zwischen rechter und linker Hand wechselt.
Der Höhepunkt? Als jemand für einen Preis nominiert wurde, den er bereits dreimal gewonnen hatte – und zwar für die "Förderung junger Talente". Das Durchschnittsalter dieser "jungen Talente" lag übrigens bei 47 Jahren. Aber hey, jung ist man ja bekanntlich so lange, wie man sich fühlt!
Friedrich der Sauerländer und der große Niveaulimbo
Kommen wir zur Bundesregierung unter Friedrich Merz, dem Mann, dem das Sauerland offenbar nicht nur geografisch, sondern auch charakterlich tief ins Gemüt gesunken ist. 2025 war das Jahr, in dem die Politik den Niveaulimbo perfektionierte – und zwar mit einer Eleganz, die selbst Hermes Conrad, den legendären Limbo-Weltmeister aus Futurama, vor Neid erblassen ließe.
"Wie tief kannst du gehen?" war nicht mehr nur eine sportliche Herausforderung, sondern offenbar das inoffizielle Motto der Regierung. Jede Woche ein neuer Rekord! Jedes Plenum ein Tiefpunkt! Die Messlatte lag mittlerweile so tief, dass sie von Erdkabel-Verlegern beim Buddeln entdeckt wurde.
Besonders beeindruckend: die Fähigkeit, innerhalb einer Legislaturperiode sämtliche Wahlversprechen nicht nur zu brechen, sondern sie aktiv ins Gegenteil zu verkehren – und das dann auch noch als "strategische Neuausrichtung" zu verkaufen. Chapeau! Das ist politische Akrobatik auf höchstem... pardon, tiefstem Niveau.
Der Unterschied zu Hermes Conrad? Der Jamaikaner konnte wenigstens wieder hochkommen.
Das Ende einer Ära: Gottschalk hängt die goldene Mikrofone an den Nagel
Thomas Gottschalk, die wandelnde Föhnwelle der deutschen Fernsehgeschichte, zog sich 2025 aus gesundheitlichen Gründen zurück. Nach 487 "letzten Shows" war nun wirklich, endgültig, definitiv Schluss. Diesmal echt. Versprochen. Scout's Honor.
Die Nachricht traf die Nation härter als erwartet. Wo sollten wir nun unseren Bedarf an Dad-Jokes, politisch grenzwertigen Sprüchen und Anzügen decken, die aussehen wie die Polsterung eines 1970er-Jahre-Wohnzimmers? Das Fernsehen wirkte plötzlich seltsam leer – wobei man fairerweise sagen muss: auch nicht leerer als vorher.
Gottschalks Vermächtnis bleibt unübertroffen: Er hat es geschafft, über Jahrzehnte hinweg dieselben drei Witze zu erzählen, und das Publikum hat jedes Mal gelacht. Oder geklatscht. Oder beides. Hauptsache, die rote Lampe leuchtete. In einer Zeit, in der Inhalte als "königlich" galten, war Gottschalk der Hofnarr – und das im besten Sinne. Gute Besserung, Thomas. Die Föhnwelle wird für immer in unseren Herzen weiterwehen.
Die EU und mein Schleudertrauma: Das Lieferkettengesetz-Debakel
2025 war auch das Jahr, in dem ich mir ein chronisches Schleudertrauma zuzog. Ursache? Kopfschütteln. Permanentes, unkontrollierbares Kopfschütteln angesichts der europäischen Bürokratiemonster, die uns als "Fortschritt" verkauft wurden.
Das Lieferkettengesetz – oder wie ich es nenne: "Die Anleitung, wie man den europäischen Mittelstand endgültig an die Wand fährt" – ist ein Meisterwerk administrativer Grausamkeit. Stellt euch vor, jemand würde ein Gesetz entwerfen mit dem Ziel, möglichst viele Unternehmer gleichzeitig zum Weinen und zum Aufgeben zu bringen. Dieses Gesetz wäre wahrscheinlich noch übersichtlicher als das Lieferkettengesetz.
Die Grundidee – Menschenrechte und Umweltschutz in globalen Lieferketten zu sichern – ist natürlich edel. Aber die Umsetzung? Ein bürokratischer Albtraum, der aussieht, als hätte Kafka persönlich am Gesetzestext mitgeschrieben, während er unter Schlafentzug litt.
Mittelständische Unternehmen müssen nun dokumentieren, ob der Bauer in Burkina Faso, der die Baumwolle für den Faden für den Knopf an der Hose produziert hat, fair bezahlt wurde und ob er dabei umweltfreundliche Düngemittel verwendet hat. Wer das nicht kann? Pech gehabt. Strafen drohen. Die Lösung der Unternehmen? Keine Geschäfte mehr mit dem globalen Süden machen. Super Plan, EU! Entwicklungshilfe durch Ignoranz – das gab's auch noch nicht.
Man hat das Gefühl, die EU möchte die europäische Wirtschaft entweder komplett in Formularen ertränken oder sie so lange mit Regularien bombadieren, bis sie kapituliert und nach Asien auswandert. Mission accomplished, würde ich sagen.
KI-Wahnsinn: Als die Maschinen intelligenter wurden als ihre Regulierer
2025 war auch das Jahr, in dem künstliche Intelligenz endgültig schlauer wurde als die Menschen, die versuchten, sie zu regulieren. Während KI-Systeme mittlerweile Krebsdiagnosen stellten, Symphonien komponierten und Quantenprobleme lösten, saßen Politiker in Brüssel und Berlin zusammen und fragten sich, ob man nicht ein Genehmigungsverfahren für "algorithmische Entscheidungsprozesse mit potenziell diskriminierender Tendenz" einführen sollte.
Spoiler: Sie taten es. Das Formular umfasst 247 Seiten und muss von einem zertifizierten KI-Ethik-Beauftragten gegengezeichnet werden, den es noch nicht gibt, weil die Ausbildungsverordnung noch in der Abstimmung zwischen 27 Mitgliedsstaaten hängt.
Der Gipfel der Absurdität: Eine deutsche Behörde nutzte ein KI-System, um Anträge für KI-Nutzung zu bearbeiten – und lehnte ihren eigenen Antrag ab, weil das System nicht den Richtlinien entsprach. Die Ironie ist so dick, man könnte sie scheiben und als veganen Käseersatz verkaufen.
Währenddessen bauten chinesische und amerikanische Tech-Konzerne munter weiter, unbehelligt von regulatorischen Bedenken. Europa? Beschäftigt damit, zu definieren, was "künstlich" und was "intelligent" bedeutet – eine philosophische Debatte, die ungefähr so zielführend ist wie die Frage, wie viele Engel auf eine Nadelspitze passen.
Der Ampelzombie: Wie eine tote Koalition noch regierte
Ein weiteres Highlight des Jahres: die Bundesregierung als Koalitionszombie. Technisch gesagt existierte die Ampel 2025 nicht mehr. Praktisch gesehen auch nicht. Aber offiziell? Da wurde weitergemacht als wäre nichts geschehen.
Die FDP war nur noch eine vage Erinnerung an liberale Ideen (die ohnehin nie umgesetzt wurden), die Grünen hatten sich damit abgefunden, dass Klimaschutz auch in 50 Jahren noch Zeit hat, und die SPD... nun ja, die SPD war einfach da. Irgendwie. Irgendwo. Vielleicht.
Das Erstaunliche: Gesetze wurden trotzdem beschlossen. Allerdings mit einer Logik, die man am besten mit "Vielleicht gefällt's ja wem" beschreiben könnte. Das Ergebnis? Ein legislativer Flickenteppich, der aussieht wie das Ergebnis eines Workshops für politische Improvisation unter Zeitdruck.
Die Opposition mokierte sich, die Bürger seufzten, und die Regierung? Regierte weiter, als wäre es 2021 und Corona die einzige Krise. Bemerkenswert ist die Beharrlichkeit, mit der man Realitätsverweigerung zur Staatskunst erhob.
Fazit: 2025 – Das Jahr, das wir überlebt haben
Meine Lieben, 2025 war ein Jahr voller Absurditäten, Kopfschüttelmomente und Situationen, in denen man sich fragte, ob wir nicht doch in einer schlecht geschriebenen Satire-Show leben. Aber wisst ihr was? Wir haben's überlebt. Wir sind durch den Niveaulimbo gekrochen, haben das bürokratische Labyrinth durchquert und uns durch unzählige Preisverleihungen gekämpft.
Und 2026? Das kann nur besser werden. Oder noch schlimmer. Vermutlich Letzteres. Aber hey, wir sind Deutsche – Pessimismus ist unser Optimismus!
In diesem Sinne: Prost auf ein Jahr, das uns gelehrt hat, dass die Realität satirischer ist als jede Fiktion. Und vergesst nicht: Dehnübungen für die Halswirbelsäule machen. Ihr werdet sie brauchen.
Bleibt kritisch, bleibt sarkastisch – und schaut euch nach einer guten Physiotherapie um.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen