Der Kanalbruch von Katzwang 1979: Als eine Baukatastrophe einen Ort überflutete
## Die Katastrophe, die niemand für möglich hielt
Am 26. März 1979, kurz vor 16 Uhr, ereignete sich im fränkischen Katzwang eine der schlimmsten Katastrophen der Nachkriegsgeschichte: Der Damm des noch im Bau befindlichen Rhein-Main-Donau-Kanals brach und verwandelte den beschaulichen Nürnberger Stadtteil in ein Chaos aus Wasser, Schlamm und Zerstörung.
## Ein dünner Riss als Vorbote der Katastrophe
Die Tragödie begann mit einem scheinbar harmlosen Zeichen: Bereits am Mittag hatten aufmerksame Anwohner der Polizei ein kleines Rinnsal gemeldet, das aus dem Kanaldamm sickerte. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass dieser dünne Riss im Beton das erste Warnsignal für eine bevorstehende Katastrophe war. Um 15:56 Uhr – eine Zeit, die sich für immer in das Gedächtnis der Katzwanger eingebrannt hat – geschah das Unvorstellbare: Der Damm brach auf einer Länge von 10 bis 15 Metern ein.
## Die zerstörerische Kraft des Wassers
Etwa 350.000 Kubikmeter Wasser – manche Quellen sprechen sogar von 800.000 Kubikmetern – stürzten mit ungeheurer Wucht aus dem Kanal in den Altort von Katzwang. Die Wassermassen bahnten sich ihren Weg durch die Ortschaft und flossen weiter hinab ins etwa 25 Meter tiefer gelegene Rednitztal. Die Strömung war so gewaltig, dass sie bis zu zehn Meter große Krater in den Boden spülte und alles mit sich riss, was sich ihr in den Weg stellte.
## Ein Mädchen stirbt, ein Ort wird verwüstet
Die Bilanz der Katastrophe war verheerend: Ein zwölfjähriges Mädchen verlor in den Fluten ihr Leben – sie ertrank kurz bevor die Retter sie erreichen konnten. Die Wucht des Wassers beschädigte 120 Häuser schwer, viele wurden vollständig zerstört. Selbst die historische Wehrkirche, die direkt im Verlauf der Wasserwalze lag, wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der Sachschaden belief sich auf rund 12 Millionen Euro – ein enormer Betrag für die damalige Zeit.
## Die Ursachen des Desasters
Die Untersuchung der Katastrophe durch eine Sachverständigenkommission brachte eine verhängnisvolle Verkettung von Umständen ans Licht. Die Bruchstelle befand sich ausgerechnet an der Kreuzung mit der Fürther Fernwasserleitung, die in den 1960er Jahren gebaut worden war. Umspülungen dieser Fernwasserleitung im Dammkörper hatten zu einer schleichenden Ausspülung des Dammmaterials geführt, was letztendlich den Bruch verursachte.
## Lehren aus der Katastrophe
Der Dammbruch von Katzwang führte zu grundlegenden Änderungen im Kanalbau. In der Folge wurden die erforderlichen Dammstrecken so tief wie möglich trassiert und eine neue Führung von Fremdleitungen durch Dammkörper entwickelt, um ähnliche Katastrophen in Zukunft zu verhindern. Die Fertigstellung des Rhein-Main-Donau-Kanals wurde um Jahre verzögert, da die Sicherheitsstandards grundlegend überarbeitet werden mussten.
## Gedenken an die Opfer
Noch heute erinnern die Katzwanger an jenen schicksalhaften Tag. Am 26. März läuten um 15:56 Uhr die Glocken beider Kirchen zehn Minuten lang – eine bewegende Erinnerung an die Katastrophe und das Todesopfer. Die Narben, die das Wasser in den Ort gerissen hat, sind längst verheilt, aber die Erinnerung an jenen Tag, als "die Welt unterging", bleibt lebendig.
## Fazit
Der Kanalbruch von Katzwang 1979 steht als mahnendes Beispiel dafür, wie menschliche Eingriffe in die Natur unvorhergesehene Konsequenzen haben können. Er zeigt, dass bei Großbauprojekten höchste Sicherheitsstandards unabdingbar sind und dass auch scheinbar kleine technische Probleme katastrophale Auswirkungen haben können. Die Tragödie von Katzwang bleibt ein wichtiger Teil der fränkischen Nachkriegsgeschichte und eine Mahnung für alle zukünftigen Bauprojekte.
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*Dieser Blogbeitrag basiert auf historischen Berichten und Zeitungsartikeln über die Katastrophe vom 26. März 1979 in Katzwang bei Nürnberg.*
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