Die Messinische Salinitätskrise: Als das Mittelmeer austrocknete


Vor etwa 5,9 bis 5,3 Millionen Jahren ereignete sich eines der dramatischsten geologischen Ereignisse in der Geschichte des Mittelmeers: die Messinische Salinitätskrise. In dieser Zeit verwandelte sich das Mittelmeer in eine gigantische Salzwüste – ein Ereignis, das die Landschaft Südeuropas und Nordafrikas für immer prägen sollte.

## Die Entstehung der Krise

Die Geschichte beginnt mit einer tektonischen Verschiebung. Die afrikanische Platte bewegte sich nordwärts und kollidierte mit der eurasischen Platte. Diese Bewegung führte zur allmählichen Schließung der Verbindung zwischen dem Mittelmeer und dem Atlantischen Ozean im Bereich der heutigen Straße von Gibraltar.

Als diese Verbindung weitgehend unterbrochen war, begann ein dramatischer Prozess: Das warme Klima führte zu einer starken Verdunstung des Mittelmeerwassers. Da kaum noch Wasser aus dem Atlantik nachströmen konnte, sank der Meeresspiegel dramatisch. Wissenschaftler schätzen, dass der Wasserspiegel um mehr als 1.500 Meter fiel.

## Die Folgen

Die Auswirkungen waren gewaltig:

- Riesige Salzablagerungen entstanden am Meeresboden, die heute noch als Evaporite in geologischen Schichten nachweisbar sind
- Tiefe Canyons bildeten sich, als Flüsse wie der Nil und die Rhone sich in die ausgetrockneten Gebiete einschnitten
- Neue Landbrücken ermöglichten Tier- und Pflanzenwanderungen zwischen Afrika und Europa
- In den verbliebenen Wasserbecken entstanden hypersaline Bedingungen, die nur von extremophilen Organismen überlebt werden konnten

## Das Ende der Krise

Das Ende der Messinischen Salinitätskrise kam vor etwa 5,3 Millionen Jahren mit der Zancleanischen Flut. Durch tektonische Aktivitäten öffnete sich die Straße von Gibraltar wieder, und atlantisches Wasser strömte mit unvorstellbarer Kraft zurück ins Mittelmeerbecken. Wissenschaftler schätzen, dass der Wasserspiegel dabei um bis zu 10 Meter pro Tag anstieg.

## Bedeutung für die Gegenwart

Die Messinische Salinitätskrise hat bis heute Spuren hinterlassen. Die gewaltigen Salzablagerungen unter dem Meeresboden sind von großem wirtschaftlichem Interesse und werden teilweise bergbaulich genutzt. Zudem hilft das Verständnis dieser Krise Wissenschaftlern, die Auswirkungen von Klimaveränderungen und geologischen Prozessen besser zu verstehen.

Die Geschichte des ausgetrockneten Mittelmeers erinnert uns daran, dass selbst die stabilsten Ökosysteme dramatischen Veränderungen unterliegen können. Sie zeigt auch, wie eng die Geschichte des europäischen und afrikanischen Kontinents miteinander verwoben ist.

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