Der Funkturm auf dem Schneeberg: Ein imposantes Relikt des Kalten Krieges im Fichtelgebirge
Hoch über dem Fichtelgebirge ragt ein beeindruckendes technisches Denkmal in den Himmel: der wuchtige Fernmeldeturm auf dem Schneeberg. Mit seinen 1.051 Metern ist der Schneeberg nicht nur der höchste Berg Nordbayerns, sondern auch Schauplatz einer der spannendsten Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte.
## Ein Berg mit bewegter Vergangenheit
Schon von weitem ist der Schneeberg am ehemaligen Fernmeldeturm der Bundeswehr erkennbar, der heute als Mahnmal an den Kalten Krieg erinnert. Doch die Geschichte der Fernmeldetechnik auf diesem Berg reicht weiter zurück als viele denken.
Bereits in den frühen 1940er Jahren stand hier ein 35 Meter hoher, mit Holz verschalter Turm, der mit einer Richtfunkantenne ausgestattet war. Er brannte 1942 „aus unerklärlichen Gründen" nieder und wurde durch einen unmittelbar daneben errichteten, unverschalten Holzturm ersetzt.
## Die Ära des Kalten Krieges
Den wahren Ruhm als strategischer Horchposten erlangte der Schneeberg jedoch während des Kalten Krieges. 1965 ging der erste Turm dieser Bauart in Betrieb - er war der Prototyp für die Folgebauten der Fernmeldesektoren. Mit diesem wuchtigen Fernmeldeturm belauschten westliche Dienste Funksignale des Ostblocks.
Die Bedeutung des Standorts war so hoch, dass der Schneeberg bis 1996 militärisches Sperrgebiet war und man nicht auf den Gipfel wandern durfte. Die Amerikaner verließen den „Mount Schneeberg" erst am 30. April 1992, und seit dem 29. August 1996 ist das Gelände wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.
## Architektur und Technik
Der markante Fernmeldeturm ist ein beeindruckendes Beispiel für die Ingenieurskunst der 1960er Jahre. Seine massive, zylindrische Form und die charakteristische Betonbauweise machten ihn zu einem unverwechselbaren Wahrzeichen der Region. Für die heutigen zivilen Zwecke wie Nachrichtenübertragung und Datenübertragung ist der Turm allerdings total überdimensioniert - ein eindrucksvolles Zeugnis für die militärische Bedeutung, die dieser Standort einst hatte.
## Neue Bestimmung in friedlichen Zeiten
Nach dem Ende des Kalten Krieges fand der imposante Turm eine neue Bestimmung. Im Jahr 2014 erwarben die Stadtwerke Wunsiedel den Fernmeldeturm und das Areal. Beides dient jetzt der Forschung und der zivilen Nachrichten- und Datenübermittlung. Die Universität Bayreuth und andere betreiben hier im Atmosphäre-Biosphäre Observatorium (BaABOS) Klima- und Umweltforschung.
## Ein Ausflug zum geschichtsträchtigen Gipfel
Heute können Besucher wieder ungehindert den höchsten Berg des Fichtelgebirges erkunden. Der Schneeberg ist ein Naturschutzgebiet und kann daher nur zu Fuß oder mit dem Rad erklommen werden. Der Gipfelbereich besteht aus einem Granitblockmeer und einer Felsburg, auf der das traditionelle Aussichtstürmchen „Backöfele" steht.
Der Kontrast zwischen der wilden Naturlandschaft aus Granitblöcken und dem modernen Betonkoloss des Fernmeldeturms macht den besonderen Reiz dieses Ortes aus. Militärische Bauwerke prägen stark das Gipfelbild und erinnern Besucher daran, dass dieser friedliche Ort einst einer der wichtigsten Lauschposten des Westens war.
## Fazit: Geschichte zum Anfassen
Der Funkturm auf dem Schneeberg ist mehr als nur ein technisches Baudenkmal - er ist ein faszinierendes Stück deutscher Geschichte zum Anfassen. Von seiner strategischen Bedeutung im Kalten Krieg bis hin zur heutigen friedlichen Nutzung für Forschung und zivile Kommunikation spiegelt er die Wandlung unserer Gesellschaft wider.
Wer das Fichtelgebirge besucht, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, diesen geschichtsträchtigen Ort zu erkunden. Der Aufstieg zum höchsten Gipfel Nordbayerns belohnt nicht nur mit einer großartigen Aussicht, sondern auch mit einem eindrucksvollen Einblick in ein spannendes Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte.
*Besuchertipp: Da der Schneeberg im Naturschutzgebiet liegt, sind nur Wandern und Radfahren erlaubt. Planen Sie genügend Zeit ein, um sowohl die Natur als auch die Geschichte dieses besonderen Ortes zu würdigen.*
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