Teil 4: Die zerstörerische Kraft – Extreme Windphänomene und ihre Auswirkungen



Liebe Wetterfreunde,

nach unserer eher technischen Betrachtung gestern wenden wir uns heute den dramatischen Seiten des Windes zu – jenen Ereignissen, die Schlagzeilen machen und leider oft genug Verwüstung und Leid bringen.

Beginnen wir mit Orkanen, definiert als Winde mit Beaufort 12 (ab 118 km/h Mittelwind). In Mitteleuropa treten sie typischerweise als außertropische Sturmtiefs auf. Diese können gewaltige Ausmaße erreichen – der legendäre Orkan "Kyrill" (2007) fegte mit einer Breite von 1000 km über Europa und forderte 47 Menschenleben. Besonders tückisch: Anders als tropische Wirbelstürme erreichen außertropische Orkane ihre Spitzenwerte oft nachts, wenn Höhenströmungen bis zum Boden durchmischen können.

Noch extremer sind tropische Wirbelstürme, regional als Hurrikane, Taifune oder Zyklone bezeichnet. Bei ihnen können Mittelwinde von über 250 km/h und Böen jenseits der 300 km/h auftreten. Der stärkste je gemessene tropische Wirbelsturm war Taifun "Haiyan" (2013) mit Böen von bis zu 378 km/h! Die Zerstörungskraft dieser Systeme ist kaum zu überschätzen – sie kombinieren extreme Winde mit sintflutartigen Regenfällen und meterhohen Sturmfluten.

Regional begrenzt, aber nicht minder gefährlich sind Tornados – rotierende Luftsäulen unter einer Gewitterwolke mit extremen Windgeschwindigkeiten. Die stärksten Tornados erreichen auf der erweiterten Fujita-Skala EF5 mit Windgeschwindigkeiten über 320 km/h. Sie können Häuser dem Erdboden gleichmachen, Autos durch die Luft wirbeln und sogar Asphalt von Straßen abtragen. Entgegen landläufiger Meinung kommen Tornados nicht nur in der berühmten "Tornado Alley" in den USA vor – auch Deutschland erlebt jährlich 20-60 bestätigte Tornados, die meisten glücklicherweise schwach.

Weniger bekannt, aber ebenfalls gefährlich sind Downbursts – konzentrierte Fallwinde aus Gewitterwolken, die sich am Boden radial ausbreiten. Sie können auf kleinem Raum Orkanstärke erreichen und ähnliche Schäden wie schwächere Tornados verursachen. Der Unterschied: Die Windrichtung verläuft geradlinig weg vom Auftreffpunkt, nicht rotierend wie beim Tornado. Viele vermeintliche "Tornado-Schäden" gehen in Wahrheit auf Downbursts zurück!

Besonders heimtückisch sind Mikroböen – kleinräumige, intensive Downbursts mit Durchmessern unter 4 km. Sie können innerhalb von Sekunden auftreten und Windgeschwindigkeiten von über 200 km/h erreichen. Für Piloten im Landeanflug sind sie ein Albtraum und waren Ursache zahlreicher Flugzeugunglücke, bevor moderne Doppler-Wetterradare ihre frühzeitige Erkennung ermöglichten.

Was können Sie persönlich tun, um sich bei extremen Windereignissen zu schützen? Die wichtigste Regel: Suchen Sie Schutz in stabilen Gebäuden, meiden Sie Bäume und offene Flächen! Verfolgen Sie aktuelle Warnungen des Deutschen Wetterdienstes, der bei schweren Sturmereignissen minutenaktuelle Informationen bereitstellt – im Gegensatz zu manchen Wetter-Apps, die oft nur alle 6 oder 12 Stunden aktualisiert werden.

Morgen in Teil 5, dem Abschluss unserer Windserie: Wind als Ressource – Chancen und Herausforderungen der Windenergie.

 

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