Die Raumfahrt und ich - Teil 4: Die neuen Player - Von Europa bis Asien
Als ich in den 70er Jahren aufwuchs, war die Raumfahrt noch fest in den Händen der beiden Supermächte USA und UdSSR. Doch schon damals zeichnete sich ab, dass andere Nationen aufholen würden. Heute, ein halbes Jahrhundert später, ist die Raumfahrt zu einem wirklich globalen Unterfangen geworden.
## Europas Weg ins All
Die ersten europäischen Raketen, die ich als Kind in den Nachrichten sah, starteten noch vom australischen Woomera aus. Die Europa-Rakete war ein ambitioniertes Projekt - vielleicht zu ambitioniert für ihre Zeit. Ich erinnere mich noch an die Berichte über die Fehlschläge, die zeigten, wie schwierig der Weg ins All war.
Der Durchbruch kam mit der Ariane-Rakete und dem Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana. Als 1979 die erste Ariane startete, war ich alt genug, um die Bedeutung dieses Moments zu verstehen. Europa hatte seinen eigenen Zugang zum All gefunden. Die Erfolgsgeschichte der Ariane-Familie verfolge ich seitdem mit Begeisterung - von der ersten Version bis zur heutigen Ariane 6.
## Japan - Der stille Pionier
Japans Raumfahrtprogramm entwickelte sich parallel zu meiner Jugend. Die N-Raketen der 70er Jahre waren noch bescheiden, aber sie legten den Grundstein für die späteren H-Raketen. Besonders beeindruckt hat mich immer die Präzision und Zuverlässigkeit der japanischen Raumfahrttechnik. Die Hayabusa-Missionen zu Asteroiden gehören für mich zu den faszinierendsten Projekten der modernen Raumfahrt.
## Indien - Vom Fischerdorf zur Raumfahrtnation
Die indische Raumfahrtgeschichte hat mich immer besonders berührt. Als in den 60er Jahren die ersten indischen Raketen von Thumba aus starteten - einem Fischerdorf, in dem die Kirche als Integrationshalle und das Bischofshaus als Büro dienten - war das wie ein Symbol für den Aufbruch der Entwicklungsländer ins Raumfahrtzeitalter.
Heute ist Indien eine etablierte Raumfahrtnation. Der erfolgreiche Mars Orbiter Mangalyaan und die Mondmission Chandrayaan zeigen, wie weit das Land gekommen ist. Als 2014 die indische Marssonde ihr Ziel erreichte, musste ich an die bescheidenen Anfänge in Thumba denken.
## China - Der neue Gigant
Chinas Raumfahrtprogramm entwickelte sich zunächst im Verborgenen. In meiner Kindheit hörten wir kaum etwas darüber. Das änderte sich mit dem ersten chinesischen Raumflug 2003. Yang Liwei, Chinas erster Taikonaut, öffnete das Tor zu einer neuen Ära. Das chinesische Raumfahrtprogramm hat sich seitdem rasant entwickelt - von der eigenen Raumstation Tiangong bis zur Landung auf der Rückseite des Mondes.
## Weitere Newcomer
Heute verfolge ich mit Interesse, wie immer mehr Nationen in den Kreis der Raumfahrtnationen eintreten. Die Vereinigten Arabischen Emirate schicken Sonden zum Mars, Südkorea entwickelt eigene Trägerraketen, selbst kleine Länder wie Neuseeland haben mit Rocket Lab eigene Startkapazitäten aufgebaut.
## Internationale Zusammenarbeit
Was mich besonders freut, ist die zunehmende internationale Zusammenarbeit. Als Kind erlebte ich die Raumfahrt noch als Wettkampf der Systeme. Heute sehe ich, wie Raumfahrtagenturen aus aller Welt zusammenarbeiten - sei es bei der ISS, bei Mondmissionen oder bei der Erforschung des Mars.
## Persönliche Reflexionen
Der Aufstieg neuer Raumfahrtnationen hat die Erforschung des Weltalls demokratisiert. Als Kind kannte ich nur NASA und sowjetische Raketen. Heute kann ich meinen Kindern Starts und Missionen aus aller Welt zeigen. Diese Vielfalt hat die Raumfahrt bereichert und neue Perspektiven eröffnet.
In der nächsten und letzten Folge werden wir uns der Privatisierung der Raumfahrt widmen - wie Unternehmen wie SpaceX und Blue Origin das nächste Kapitel der Raumfahrtgeschichte schreiben und wie sich dadurch der Zugang zum All fundamental verändert.
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